Das Leben Versucht, Schmerzen Zu Vermeiden

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Video: Schmerzpatienten: Wenn Menschen keine Hilfe finden | Kontrovers | BR24 2024, April
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Das Leben Versucht, Schmerzen Zu Vermeiden
Anonim

Lyudmila Petranovskaya beschrieb in ihrem Artikel "Traumas of Generations" sehr deutlich die Auswirkungen der Bedingungen, unter denen eine Person lebt, auf die Beziehungen zu ihren Lieben und insbesondere zu Kindern. Sie wachsen als Generation mit gewissen Entwicklungsungleichgewichten aufgrund psychischer Defizite bei den Elternfiguren auf. Wir können sagen, dass die Länder des postsowjetischen Raums die Länder der Traumata sind. Die Geschichte des totalitären Systems, in dem unsere Großmütter und Urgroßmütter lebten, spiegelt sich in unseren Eltern, uns und unseren Kindern wider.

Menschen kommen zu einem Psychotherapeuten, um Probleme loszuwerden, die sie alleine nicht loswerden können. Und für viele wird es zur Erkenntnis, dass die Hilfe eines Psychotherapeuten nicht darin besteht, zu sagen, wie man Probleme doch loswird, sondern ihnen zu helfen, ihre Erfahrungen aus diesem Blickwinkel und mit jenen Augen zu betrachten, die der Klient noch nicht hat. Etwas Neues zu sehen, das nicht immer angenehm ist, aber etwas, das Ihnen hilft, einen neuen Weg zur Lösung von Problemen zu finden. Und das Unangenehmste für den Kunden ist hier die Erkenntnis, dass er noch arbeiten muss. Bemühen Sie sich, Dinge zu bemerken, die normalerweise nicht zu sehen sind. Um sich mit unterschiedlichen Erfahrungen über das zu treffen, was er sah. Treffen Sie neue Entscheidungen. Wieder mit ihren Schwierigkeiten konfrontiert, neue Ansätze in der Therapie finden.

Das große Problem für Traumatische ist das magische Denken und der Glaube an ein Wunder, das, so schwer es auch sein mag, unbedingt passieren muss, man muss nur genug warten. In der Therapie müssen die Menschen diese Verhaltens- und Denkmuster wahrnehmen, die sie zu einer Art Strauß machen, die den Kopf in den Sand stecken (in heilsame Illusionen). Illusionen sind übrigens einerseits eine angenehme Sache, da sie die Funktion der Anästhesie und Schmerzlinderung erfüllen. Auf der anderen Seite durchtrennen Illusionen auf Dauer destruktiv unsere Verbindung zur Realität. Chronische Prozesse werden in Gang gesetzt, wenn die Lösung des „Problems“um Jahre hinausgeschoben wird. Wie ein am Limit gespanntes Gummiband, das irgendwann platzt und dem, der es hält, ins Gesicht fliegt, zerbrechen Illusionen meist im unpassendsten Moment. Und die fiese, raue Realität schmerzt und trifft unweigerlich den, der ihr lange Zeit davongelaufen ist.

Ein traumatischer Therapeut kann von ihm lange Zeit als dieselbe letzte Hoffnung auf ein Wunder wahrgenommen werden. Vielleicht wird er noch immer die Unglücklichen retten, das Leben lehren, bei allen Gelegenheiten Ratschläge geben oder allein durch seine Anwesenheit die Wolken mit seinen Händen zerstreuen. Solange diese Hoffnung lebt, arbeitet der Mensch eher nicht in der Therapie, sondern wartet auf ein Wunder, bittet um Erlösung, braucht Pflege. Bis zuletzt weigerte er sich zu glauben, dass ihn niemand außer ihm retten kann.

In einer solchen Situation wird jeder Therapeut eines Tages zu der Figur, die wieder nicht gerettet hat, kein Wunder vollbracht hat. Der Strauß, der aus dem Sand schaut, beginnt sich zu entrüsten: Immerhin, was für eine verdammte Zeit (!), Hoffnungen sind zerbrochen und das Wunder ist vergessen. Sie können sogar für eine Weile den Therapeuten wechseln, in der Hoffnung, dass dieser aufgrund mangelnder Kompetenz nicht gespart hat und es definitiv jemanden gibt, der besser ist. Aber je früher ein Mensch erkennt, dass Illusionen ihn eher hindern als helfen und dass Ängste und Schmerzen, die ihm kein Leben in Frieden erlauben, einfach von Angesicht zu Angesicht begegnet werden müssen, desto eher akzeptiert er eine sehr wichtige Gabe und die Voraussetzung für eine produktive kliententherapeutische Beziehung. Es geht um die adäquate Verteilung der Verantwortung zwischen Klient und Therapeut: Der Therapeut kann nur die Erfahrungen des Klienten teilen, helfen, sie zu verstehen und zu erleben, erträglich zu machen. Er kann der „Andere“werden, mit dem man alles erleben kann, was man alleine nicht einmal bewältigen könnte. Und nur wenn der Klient den Mut hat, sich seinen Albträumen zu stellen und sie durchzumachen, kann sich der Klient von ihnen befreien.

Niemand anstelle von dir, nicht dein Therapeut, nicht dein Mann, nicht deine Freundin, nicht deine Mutter, niemand kann das für dich tun. Du bist der einzige echte Magier, das Wunder, das dir passieren kann.

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